Unser „Autopilotenmodus“ und die Auswirkungen auf unser Denken und Handeln

Der menschliche Geist ist in der Lage Handlungsabläufe erfahrungsgemäß zu Schemata zusammenzufassen, die dann ohne unser bewusstes Agieren automatisch ablaufen. Dadurch ist es möglich sich zu orientieren, in gefährlichen Situation schnell reagieren zu können oder komplexe Fertigkeiten zu entwickeln, zum Beispiel ein Auto zu lenken und gleichzeitig in Verkehrssituationen sicher reagieren zu können, das Geigenspiel zu erlernen und zu praktizieren oder im 10-Finger-System eine Computertastatur zu bedienen.

 

Problematisch wird es, wenn diese unbewussten Handlungsabläufe unsere Denk- und Verhaltensmuster bestimmen: Der Körper macht eine Sache, während der Geist bei einer anderen Sache ist. Wir sind dann im „Autopilotenmodus“, so wie ein Flugzeug, das automatisch gesteuert wird, während sich der Pilot mit anderen Aufgaben beschäftigt. Hierzu einige Beispiele aus unserem Alltag: Wir lesen ein Buch, sind mit den Gedanken aber woanders. Nach fünf Seiten wissen wir gar nicht mehr, was der Inhalt dieser Seiten war. Oder wir sind beim Essen in eine Unterhaltung vertieft, nehmen aber überhaupt nicht den Geschmack der Speisen wahr. Oder wir unterhalten uns mit einer Person und sind, während die andere Person spricht, schon in Gedanken bei unseren Anknüpfungspunkten an die Argumente unserer Gesprächspartnerin. Wir nehmen so gar nicht wahr, was die andere sagt.

 

Das kann negative Auswirkungen haben. Wir verpassen viele Dinge, die das Leben reicher und erfüllter machen. Darüber hinaus können sich aufgrund früherer erlebter teils schmerzhafter Erfahrungen und je nach Neigung unserer Denk- und Reaktionsmuster Probleme erst richtig verfestigen: So zum Beispiel die Neigung zu überkritischem, defizitorientierten Denken, die Neigung, sich um die Zukunft zu sorgen, sich übermäßig mit alten Kränkungen zu beschäftigen oder inneren Antreibern ungehindert das Feld zu überlassen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Stimmung, sondern auch auf unsere Beziehungen, unsere Sicht der Welt, unser Menschenbild und letztendlich auf unsere Gesundheit.

 

Im „Autopilotenmodus“ ist die Chance sehr gering diese verzerrten Denkmuster wahrzunehmen!

 

Das Kultivieren von Achtsamkeit gibt uns die Chance, innezuhalten und uns diesen Denk- und Verhaltensmustern zuzuwenden: Wir richten unsere Aufmerksamkeit mit Hilfe unseres Atems, möglichst noch während die Denk-und Verhaltensmuster auftreten, auf unsere Körperempfindungen, ebenso wie auf unsere Gedanken- und Bewertungsprozesse. Auch nehmen wir die Gefühle wahr, die in diesem Zusammenhang auftauchen. Dadurch können wir mehr Informationen und eine präzisere Wahrnehmung erhalten, was zu weniger Fehlinterpretationen führen kann. Auch können alternative Handlungsmöglichkeiten erschlossen werden; und die Situation kann darüber hinaus mit mehr Abstand und in einem größeren Kontext betrachtet werden.