Wenn wir im Rahmen eines MBSR-Kurses Achtsamkeit kultivieren, trainieren wir auch gleichzeitig unseren „inneren Beobachter“. Hierbei handelt es sich um eine nach innen gerichtete Wahrnehmung geistiger Phänomene. Wir treten gewissermaßen innerlich einen Schritt zurück und betrachten die Phänomene, die sich in unserem Geist abspielen, seien es nun Gedanken, Gefühle oder Körperempfindungen mit ein wenig Abstand. Dabei bemühen wir uns darum, diese lediglich zu registrieren, ohne sie zu bewerten. Wir versuchen also möglichst nicht in Gedankenmuster zu verfallen wie: „Ah, das ist schön, das mag ich!“ oder „Nee, das geht jetzt gar nicht! Weg damit!“ und auch nicht in irgendeiner Weise darauf zu reagieren. Wir schauen einfach, was da im gegenwärtigen Moment immer wieder in unserem Geist auftaucht und nach einigen Augenblicken auch wieder verschwindet.
Mit zunehmendem Training kann es dann passieren, dass wir diese wechselnden Zustände in unserem Geist wahrnehmen ohne uns mit diesen zu identifizieren. So kann es dann vorkommen, dass wir bemerken: „Da ist wieder dieser Ärger.“ anstatt, wie vielleicht vorher üblich zu denken: „Ich BIN sowas von ärgerlich!“. Uns wird dann unter Umständen bewusst, dass wir weder Ärger SIND, noch dass der Ärger ein permanenter Zustand ist, der nie wieder geht. Durch die Beobachterperspektive haben wir auch etwas Raum geschaffen. Wir sind dem Ärger dann nicht hilflos ausgeliefert und müssen ihn auch nicht in einer Weise ausagieren, die uns und anderen schaden könnte (indem wir beispielsweise wie üblich unseren Partner anbrüllenL). Stattdessen kann uns das Dis-identifizieren mit inneren Vorgängen durch unseren inneren Beobachter neue, angemessenere und heilsamere Handlungsalternativen erschließen.