Einer Wolke mit den Augen zu folgen und mit ihr durch den Himmel zu driften, kann eine einfache und entspannende Form der Meditation sein. Wenn Menschen den Ausdruck „mit dem Kopf in den Wolken“ verwenden, beziehen sie sich gewöhnlich auf einen Geisteszustand, bei dem der Geist eher absichtslos zu treiben scheint als Gedanken hinterher zu folgen. Aus diesem Grund kann es eine wunderbare Erfahrung sein im gegenwärtigen Moment zu verweilen, indem wir den Kopf innerlich in die Wolken „stecken“. Ob dunkel oder hell, langsam oder schnell vorüberziehend oder in die Farben der Morgen- und Abenddämmerung getaucht, Wolken können uns an so viele Dinge des Lebens und an uns selbst erinnern.
Wähle für diese Meditation entweder einen Ort, an dem du dich auf dem Rücken liegend entspannen und den Himmel erblicken kannst oder stell dir in Rückenlage mit geschlossenen Augen vor, wie du auf einer grünen Wiese liegst und in den Himmel schaust. Mache es dir auf einer Decke oder Matte bequem, die Beine sind ausgestreckt, die Füße fallen locker zur Seite, die Arme liegen seitlich neben dem Körper mit den Handflächen zum Himmel gewandt, wenn sich das angenehm anfühlt.
Stell dir nun vor, du liegst auf deiner Wiese und beobachtest die Wolken am Himmel, wie sie langsam in ihrem eigenen Tempo vorbeiziehen und sich gegenseitig in ihren Formen und Größen ablösen. Der Wind streicht mit sanfter Briese über deine Haut und die Sonne, der Mond, die Sterne oder der Himmel erscheinen von Zeit zu Zeit hinter den Wolken.
Manchmal werfen die Wolken Schatten und lassen uns im Schatten zurück, aber im nächsten Moment verändert sie ihre Form und sie bewegen sich weiter, ähnlich wie Ereignisse in unserem Leben, mögen sie gut oder schlecht sein; und schließlich bringen sie die strahlende Sonne, die funkelnden Sterne oder den blauen Himmel hinter sich wieder zum Vorschein.
Wolken können manchmal unsere Sicht auf den Himmel verdunkeln oder ihn ganz bedecken. Aber mögen noch so viele Wolken den Himmel verdecken, wir haben stets die Gewissheit, dass hinter den Wolken der Himmel präsent ist - in einem strahlenden Blau – und das seit ewigen Zeiten, Tag für Tag.
Richte nun die Aufmerksamkeit auf deinen Atem und atme in deinem eigenen Rhythmus ein und aus. Richte die Aufmerksamkeit auf die Bauchdecke und beobachte dabei, wie sich beim Einatmen die Bauchdecke hebt und beim Ausatmen wieder senkt. In diesem Moment bist du hier, bist du im Jetzt. Es ist alles in Ordnung, so wie es gerade ist.
Sollten da Gedanken, Bilder oder Vorstellungen auftauchen, dann benenne sie innerlich, z.B. Todo-Liste machen, Arbeitsmeeting planen oder die Wohnung noch aufräumen. Lasse innerlich jeden Gedanken weiterziehen – so wie die Wolken am Himmel- und komme dann wieder sanft zur Wahrnehmung des Atems zurück.
Zwischen dem Ein- und Ausatmen und dem Aus- und Einatmen ist ein kurzer Augenblick der Leere. Nimm diesen Punkt möglichst bewusst war. Der Himmel und unser Geist sind an diesem Punkt klar und es gibt nichts was uns beschäftigen müsste.
Mach dir bewusst, dass die Wolken wie Stürme in unserem Geist sind, die diesen von Zeit zu Zeit verdunkeln können, aber auch, ähnlich wie sämtliche geistigen Phänomene, die am Horizont auftauchen, für einige Zeit präsent sind, dann weiterziehen und sich schließlich auflösen; und dann wieder den weiten, klaren, strahlenden Himmel erscheinen lassen.
Du kannst dieses Bild der Wolken am Himmel von Zeit zu Zeit - immer dann, wenn du seine Eigenschaften benötigst - in einer Meditation wieder erleben. Du kannst immer wieder zu Wolken werden, du kannst auch zwischendurch immer wieder in Betrachtung der Wolken liegen und dich mit ihnen verbinden. Achtsam, würdevoll, präsent und in wahrer Stille tief verwurzelt mit den Wolken am Himmel.
Nun nimmst du wieder Abschied von deinen Wolken und wirst wieder du selbst. Aber ein Stückchen von ihnen nimmst du mit in dein Leben, in das du nun wieder mit aller Aufmerksamkeit eintrittst. Du atmest bewusst tief ein und aus, reckst und streckst deine Arme und Beine und bist wieder im Hier und Jetzt.