Es klingt vielleicht paradox, wenn ich im Vorgespräch zum MBSR-Kurs sage: „MBSR ist kein Entspannungsprogramm bzw. es ist nicht primär als Entspannungsprogramm angelegt. Es kann durchaus zu Beginn des Kurses vorkommen, dass zwar nicht mehr Stress entsteht, aber, dass du dir viel mehr deines Stresses bewusst wirst.“
So kann es passieren, dass dir beispielsweise während der Sitzmeditation in Stille plötzlich bewusst wirst, wie viele Gedanken da eigentlich in deinem Geist umherschwirren. Seien es nun logische Gedankenimpulse, spontane Erinnerungen oder Gedanken, die du schon glaubtest, in deinem Geist abgelegt und verstaut zu haben. Diese Gedanken poppen jetzt ohne Anlass wieder auf. Genau in diesen Situationen setzen wir mit der Übung der Achtsamkeit an. Wir bemühen uns diese Impulse, seien sie geistiger, körperlicher oder emotionaler Art, lediglich wahrzunehmen; und das, ohne sie möglichst innerlich zu beurteilen (seien sie nun angenehm, unangenehm oder neutral).
Mit fortscheitender Übungspraxis schauen wir dann, ob vielleicht gerade dadurch eine Veränderung eintritt, in dem wir eben nicht unmittelbar auf diese Erfahrungen reagieren. Wir treten gewissermaßen innerlich einen Schritt zurück. Dann schauen wir uns an, wie sämtliche geistigen und körperlichen Phänomene (also auch Stressreaktionen) in unserem Geist und Körper auftauchen, einen Moment präsent sind und dann wieder vergehen.
Mit Hilfe der Achtsamkeit bemühen wir uns so, auf eine etwas andere Art und Weise mit Stress und Belastungen umzugehen. Als „Nebeneffekt“ dieses beobachtenden Geschehen-lassens wird sich dann auch Entspannung einstellen; und manchmal sorgt auch schon das bewusste Atmen für Entspannung.